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Illustration: Ein Computer-Bildschirm mit Diagrammen. Im Hintergrund Industrie und ein Auto – alles mit Abgasen.

Die quantitative Ist-Analyse

Energie- und Treibhausgasbilanzierung – warum?

Die Energie- und Treibhausgas(THG)-Bilanzierung dient Kommunen als zentrale Basis für ihre Klimaschutzarbeit. Sie gibt einen Überblick über die Verteilung der Energieverbräuche und THG-Emissionen – aufgeteilt nach verschiedenen Sektoren und Energieträgern in einer Kommune. Dadurch lässt sich erkennen, welche Energieträger in der Kommune in welchem Umfang eingesetzt werden und welche Sektoren die Großverbraucher vor Ort sind. Darauf aufbauend können Klimaschutzstrategien und Schwerpunkte bei der Maßnahmenplanung abgeleitet werden.

Methodik: Bilanzierungssystematik Kommunal (BISKO)

Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt, bei der Erstellung der Energie- und THG-Bilanz der Bilanzierungssystematik Kommunal (BISKO) zu folgen. Wesentliche Charakteristika der Basisbilanz nach BISKO sind:

  • endenergiebasierte Territorialbilanz
  • CO2 als Leitindikator (inklusive Äquivalente)
  • Berücksichtigung von Vorketten
  • Stromemissionen mit Bundesmix (Ermittlung des Territorialmix Strom für den Vergleich)
  • keine Witterungskorrektur
  • Aufteilung nach Endenergieverbrauchern und Energieträgern
  • exergetische Bewertung von Strom, Fern- und Nahwärme
  • Ausweisung der Datengüte

Die BISKO-Methodik findet sich in den verschiedenen Software-Tools für die Bilanzierung wieder. Manche Bundesländer stellen den Kommunen eine solche Software kostenlos zur Verfügung und bieten zudem Unterstützung bei der Datenerhebung, beispielsweise in Form einer zentralen Bereitstellung verschiedener Daten. Genaue Informationen hierzu liefern die jeweiligen Energieagenturen.

Diagramm: Bilanzgrenzen der Bilanzierungssystematik Kommual.
Bilanzgrenzen der BISKO-Systematik (Quelle: eigene Darstellung)

Welche Sektoren sind zu berücksichtigen?

Als wichtigste Sektoren sollten folgende Bereiche in der Energie- und THG-Bilanz betrachtet werden:

  • Private Haushalte
  • Gewerbe
  • Industrie
  • Verkehr
  • kommunale Gebäude

Energie- und THG-Bilanz im stationären Bereich

Der stationäre Bereich umfasst die Bilanzierung ohne Verkehrsanteil, also die Energieversorgung von Gebäuden und fest installierten Verbrauchern.

Für den stationären Verbrauch der Endenergie sind sowohl leitungsgebundene als auch nicht leitungsgebundene Energieträger zu erheben. Gas, Strom und Fernwärme zählen zu den leitungsgebundenen Energieträgern. Sie sollten mittels Daten aus Originalquellen von Netzbetreibern und Energieversorgern erfasst werden, um die BISKO-Vorgaben einhalten zu können. Zu den nicht leitungsgebundenen Energieträgern gehören Heizöl, Kohle, Biomasse, Solarthermie und Wärmepumpen. Deren Erfassung ist vergleichsweise schwieriger, denn außer für die Industrie gibt es hierfür keine zentrale Datensammlung. Als Datenquellen können unter anderem kommunale Erhebungen zu Energieträgern im Rahmen anderer Untersuchungen, Daten von Schornsteinfeger*innen, Förderprogramme zum Ausbau Erneuerbarer Energien oder Gebäudekennzahlen dienen.

Energie- und THG-Bilanz im Verkehrsbereich

Eine THG-Bilanz für den Verkehr einer Kommune umfasst die Summe der THG-Emissionen aller Verkehrsaktivitäten, die der Kommune zugerechnet werden. Die Höhe von THG-Emissionen hängt dabei von der Höhe der Verkehrsaktivitäten, vom spezifischen Endenergieverbrauch der Verkehrsmittel pro Verkehrsaktivität und von den spezifischen THG-Emissionen durch die eingesetzten Endenergieträger ab.

Für die THG-Bilanzierung sollten die Verkehrsmengen (Fahrzeugdurchsatz pro Zeiteinheit) aller motorisierten Verkehrsmittel im Personen- und Güterverkehr im Gebiet der Kommune berechnet werden. Zu berücksichtigen sind:

  • Straßenverkehr
  • ÖPNV
  • Schienenpersonenfern- und Schienengüterverkehr
  • Binnenschifffahrt
  • Flugverkehr

Aus den Verkehrsmengen lassen sich anhand spezifischer Faktoren die THG-Emissionen und der Endenergiebedarf ermitteln.

Datengüte angeben

Entscheidend für die Aussagekraft einer kommunalen Energie- und Treibhausgasbilanz ist die Güte ihrer Daten. Der BISKO-Standard empfiehlt daher, immer die Datengüte der Bilanz anzugeben. Die Wertung der Datengüte erfolgt in den Abstufungen A (höchste Güte) bis D (niedrigste Güte):

  • Datengüte A (regionale Primärdaten)  Faktor 1
  • Datengüte B (Primärdaten und Hochrechnung)  Faktor 0,5
  • Datengüte C (regionale Kennwerte und Statistiken)  Faktor 0,25
  • Datengüte D (bundesweite Kennzahlen)  Faktor 0

Die Datengüte ist getrennt nach stationärem Bereich und Verkehrsbereich zu ermitteln. Zudem ist im stationären Bereich die Datengüte nach Energieträgern und im Verkehrsbereich nach Verkehrsart zu differenzieren. Die Datengüte der Gesamtbilanz ermittelt sich aus den einzelnen Gütewerten anteilig nach Energieträger und Verkehrsart.

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